Rasseportrait: Der Labrador Retriever

Überblick

Der Labrador Retriever ist einer der beliebtesten Hunderassen weltweit. Bekannt für sein freundliches Wesen, seine Intelligenz und seine Vielseitigkeit, eignet sich dieser mittelgroße bis große Hund sowohl als Familienhund als auch als Arbeitshund.

Labradors zeichnen sich durch ihre Wasserfreudigkeit, ihr weiches Maul und ihre ausgeprägte Apportierfreude aus. Mit ihrer anpassungsfähigen Natur und dem Wunsch, ihrem Menschen zu gefallen, sind sie ideale Begleiter für aktive Familien.

Steckbrief

FCI-Guppe
  • Gruppe 8, Sektion 1, Apportierhunde
Verwendung
  • Familienhund, Jagdhund, Blindenführhund, Therapiehund, Rettungshund
Lebenserwartung
  • 10-12 Jahre
Gewicht
  • Rüden: 29 – 36 kg
  • Hündinnen 25 – 32 kg
Widerristhöhe
  • Rüden: 56 – 57 cm
  • Hündinnen: 54 – 56 cm
Fellfarbe
  • Schwarz, Gelb, Braun

      Herkunft und Geschichte

      Die Geschichte des Labrador Retrievers beginnt im 16. Jahrhundert auf der Insel Neufundland in Kanada. Entgegen seines Namens stammt die Rasse nicht aus der Region Labrador, sondern aus dem südlichen Neufundland. Dort entwickelte sich aus den sogenannten St. John’s Hunden, die den Fischern bei ihrer Arbeit halfen, der Vorläufer des heutigen Labradors.

      Diese robusten Hunde wurden von den Fischern genutzt, um Netze und Leinen aus dem Wasser zu ziehen und erlegtes Wassergeflügel zu apportieren. Ihre Wasserfreudigkeit und ihr weiches Maul machten sie zu idealen Helfern in der rauen Umgebung Neufundlands.

      Im frühen 19. Jahrhundert gelangten die ersten dieser Hunde nach England, wo sie die Aufmerksamkeit der adeligen Jäger erregten. Der Earl of Malmesbury war einer der frühen Förderer der Rasse und gab ihr den Namen „Labrador Retriever“. In England wurden die Hunde weiter gezüchtet und ihre Fähigkeiten als Apportierhunde bei der Jagd verfeinert.

      1903 erkannte der englische Kennel Club den Labrador Retriever offiziell als eigene Rasse an. In den folgenden Jahrzehnten verbreitete sich die Popularität des Labradors weltweit. Heute ist er nicht nur ein geschätzter Jagdbegleiter, sondern auch ein beliebter Familienhund, Blindenführhund, Rettungshund und Therapiehund.

      Avon, geboren 1885, vermuteter Stammvater aller Labrador Retriever

      Ben of Hyde, geboren 1899, erster anerkannter gelber Labrador

      Wesen und Charakter

      Der Labrador Retriever ist für sein freundliches und ausgeglichenes Wesen bekannt. Diese Hunde sind in der Regel gutmütig, geduldig und äußerst menschenbezogen. Sie haben einen ausgeprägten „Will to Please“, also den Wunsch, ihrem Menschen zu gefallen, was sie zu leicht führbaren und kooperativen Partnern macht.

      Labradors sind von Natur aus sehr aktiv und bewegungsfreudig. Sie lieben es, zu apportieren, zu schwimmen und an Aktivitäten mit ihrer Familie teilzunehmen. Ihre Intelligenz und Lernbereitschaft machen sie zu vielseitigen Arbeitshunden, die in verschiedenen Bereichen wie der Jagd, als Rettungshunde, Blindenführhunde oder Therapiehunde eingesetzt werden können.

      Im Familienumfeld zeigen sich Labrador Retriever in der Regel sanft und geduldig, insbesondere mit Kindern. Sie sind oft verspielt und behalten ihr jugendliches Verhalten oft bis ins hohe Alter bei. Ihre Freundlichkeit erstreckt sich meist auch auf Fremde, weshalb sie als Wachhunde weniger geeignet sind.

      Trotz ihres überwiegend positiven Wesens können bei Labrador Retrievern auch Verhaltensprobleme auftreten, insbesondere wenn ihre Bedürfnisse nicht ausreichend erfüllt werden:

      Ziehen an der Leine: Aufgrund ihrer Begeisterung für ihre Umgebung neigen manche Labradors dazu, stark an der Leine zu ziehen.

      Futterbetteln und Übergewicht: Ihre Vorliebe für Futter kann zu Problemen führen, wenn es nicht kontrolliert wird.

      Unerwünschtes Verhalten: Ohne ausreichende körperliche und geistige Auslastung können Labradors ihr überschüssige Energie in unerwünschtes Verhalten umleiten.

      Eine konsequente, liebevolle Erziehung und ausreichende Beschäftigung sind daher unerlässlich, um diese potenziellen Probleme zu vermeiden und das positive Wesen des Labrador Retrievers voll zur Entfaltung zu bringen.

      Haltung und Pflege

      Bewegungsbedarf: Labrador Retriever haben einen relativ hohen Bewegungsbedarf. Spaziergänge allein reichen oft nicht aus. Aktivitäten wie Apportieren, Schwimmen, Agility oder Mantrailing sind ideal, um den Labrador körperlich und geistig auszulasten. Regelmäßige Schwimmgelegenheiten sind aufgrund ihrer Wasserliebe besonders empfehlenswert.

      Platzbedarf: Obwohl Labrador Retriever anpassungsfähig sind, benötigen sie ausreichend Platz. Ein Haus mit Garten ist ideal, aber auch eine größere Wohnung kann geeignet sein, sofern genügend Auslauf gewährleistet ist. Wichtiger als die Wohnungsgröße ist die Möglichkeit, dem Hund ausreichend Bewegung und Beschäftigung zu bieten.

      Ernährung: Die Ernährung des Labrador Retrievers sollte hochwertig und ausgewogen sein. Aufgrund ihrer Neigung zu Übergewicht ist eine kontrollierte Fütterung wichtig. Die Futtermengen sollten an Alter, Gewicht und Aktivitätslevel angepasst werden. 

      Pflege: Das kurze, dichte Fell des Labrador Retrievers ist pflegeleicht, sollte aber regelmäßig gebürstet werden, besonders während der Fellwechselzeiten. Gelegentliches Baden kann notwendig sein, sollte aber nicht zu häufig erfolgen, um die natürliche Schutzschicht des Fells nicht zu beeinträchtigen. Regelmäßige Kontrollen und Reinigung der Ohren, Zähne und Krallen gehören zur Routinepflege.

      Kinder im Haushalt: Labrador Retriever sind in der Regel hervorragende Familienhunde und gehen sanft und geduldig mit Kindern um. Dennoch sollten Kinder den respektvollen Umgang mit dem Hund lernen, und Interaktionen zwischen Hund und kleinen Kindern sollten immer beaufsichtigt werden. Die Gutmütigkeit des Labradors kann dazu führen, dass er zu viel toleriert, daher ist es wichtig, dem Hund auch Rückzugsmöglichkeiten zu bieten.

      Erziehung: Die Erziehung des Labrador Retrievers sollte früh beginnen und konsequent, aber liebevoll durchgeführt werden. Aufgrund ihrer Intelligenz und Lernbereitschaft sind Labradors in der Regel leicht zu erziehen. Positive Verstärkung und Belohnungen funktionieren besonders gut. Frühzeitige Sozialisierung und der Besuch einer Hundeschule sind empfehlenswert.

      Sonstiges: Labrador Retriever sind sehr soziale Hunde und sollten nicht zu lange allein gelassen werden. Sie eignen sich gut für Familien, die viel Zeit mit ihrem Hund verbringen können. Ihre Apportierfreude und Wasserliebe sollten regelmäßig ausgelebt werden können. Auch geistige Beschäftigung durch Suchspiele oder Denkaufgaben ist wichtig für ihre Auslastung.

      Gesundheit

      Labrador Retriever sind grundsätzlich robuste Hunde, können aber zu bestimmten gesundheitlichen Problemen neigen. Relativ häufige Erkrankungen sind Hüft- und Ellenbogendysplasie, Augenerkrankungen wie PRA (Progressive Retinaatrophie) und Katarakt, sowie Arthrose im Alter. Auch Übergewicht ist ein häufiges Problem, das zu Gelenkproblemen und anderen gesundheitlichen Komplikationen führen kann. Eine seltene, aber ernst zu nehmende Erkrankung ist der Exercise Induced Collapse (EIC).

      Zuchtverbände

      In Deutschland gibt es zwei vom VDH anerkannte Zuchtverbände für Labrador Retriever:

      Der Deutsche Retriever Club e.V. (DRC) wurde 1963 gegründet und ist der älteste und größte Retrieververein Deutschlands. Er ist für mehrere Retrieverrassen zuständig, darunter auch der Labrador Retriever. Der DRC bietet ein breites Spektrum an Aktivitäten und Prüfungen für Retriever.

      Der Labrador Club Deutschland e.V. (LCD) wurde im Jahr 1984 gegründet. Er ist der Spezialzuchtverein für Labrador Retriever in Deutschland. Er legt besonderen Wert auf die Erhaltung der ursprünglichen Eigenschaften des Labradors als Arbeitshund.